Merzdorf im Riesengebirge

 

Merzdorf war ein wichtiger Umsteige- und Zubringerbahnhof für den Verkehr von und zum Riesengebirge, da hier die Katzbachtalbahn Liegnitz-Merzdorf – eine der landschaftlich schönsten Eisenbahnlinien Schlesiens – und Striegau-Merzdorf in die Hauptstrecke Breslau-Hirschberg mündeten. Seit dem Bau der Gebirgsbahn Waldenburg-Hirschberg im Jahre 1857 hatte das Dorf Anschluß an das Eisenbahnnetz. Die 1911 begonnene Elektrifizierung wurde 1921 auch für die Teilstrecke Hirschberg-Königszelt durchgeführt.

 

Silesia, Verein chemischer Fabriken AG in Saarau, Kr. Schweidnitz, hatte auch in Merzdorf einen Großbetrieb als Filiale ihres Unternehmens eingerichtet, wo wie in Rohnau u.a. auch Schwefelkies aus den nahen Rohnauer Schwefelkiesgruben, die bereits Friedrich d. Gr. Ausbeuten ließ, verarbeitet wurde. Das Silesia-Werk, das außer seinem Stammwerk in Saarau noch Filialen in Breslau, Dittersdorf, Rohnau und Merzdorf im Betrieb hatte, war in manchen Artikeln führend in Deutschland. Neben einem englischen war es das zweitgrößte in Europa in der Herstellung von Kalium- und Natriumbichromat. Bis zum ersten Weltkrieg war es einer der größten deutschen Produzenten in Blutlaugensalz, Pottasche, Kalisalpeter, Hirschhornsalz und Salmiak. Nach 1924 wurden die chemischen Betriebe außerhalb Saaraus in Saarau vereinigt und 1925 der Filialbetrieb Merzdorf stillgelegt.

 

Bis in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg hatte auch die Firma Kramsta AG für die Schlesische Leinenindustrie, eine Spinnerei in Merzdorf im Betrieb  und geräumige Flachsschuppen für die umfangreiche Flachsbleiche erbaut. In den Werken Merzdorf und Freiburg allein liefen 20.000 Flachs- und Werggarnspindeln.

 

Die Rittergüter Merzdorf und Wernersdorf, die Eigentum der Familie von Hochberg waren, zählten 575,24 ha:  91,46 ha Acker, 419,69 Forst. Äcker und Wiesen waren verpachtet.

 

Merzdorf, das sich aus mehreren größeren und kleineren Ortsteilen zusammensetzte, wurde 1932 vom Kreis Bolkenhain zum Kreis Landeshut überwiesen. 1939: 1480 Bewohner.

 

 

Quelle:

Heimatbuch 1982 der schlesischen Kreise Jauer Bolkenhain,

Schlesische Burgenlanddruckerei Paul Neumann, Velen 1982,

S. 535 (Merzdorf)

 

Danke an P. Berndt-Wichert